Das BHKW FLOHR GMBH

Das Biomasseheizkraftwerk zur Gewinnung von Bioenergie

Im Rahmen des Betriebserkundungstages der Robert – Krups – Schule Neuwied stand am Donnerstag, 07.02.2019 der Besuch des BHKW in Neuwied-Niederbieber auf dem Stundenplan. Das Kraftwerk gehört zur Neuwieder FLOHR-Gruppe.

Nachhaltige und umweltfreundliche Energiewirtschaft ist ein Thema mit Zukunft und wird auch für viele Berufsfelder ein immer wichtigeres Thema.

15 interessierte Mädchen und Jungen aus den Klassen 9a und 9b konnten einen hautnahen Eindruck gewinnen, wie aus Altholz (mind. 51%)  und Sperrmüll  (z.B. Plastikmüll) Wärme erzeugt wird. In diesem Heizkraftwerk dürfen auch Hölzer der Schadstoffklasse 4 (belastet, z.B. Bahnschwellen) verbrannt werden, was für die Entsorgungsunternehmer günstig ist, bei den Anwohnern zumindest in Neuwied Heddesdorf anfangs zu Unbehagen führte. Das Biomasseheizkraftwerk war nicht unumstritten. Die Frage ging um: Biokraftwerk mit einem Beitrag zum Umweltschutz oder „Dreckschleuder“ mit guter Rendite für den Betreiber?

Wie wir erfuhren, bildete sich eine Bürgerinitiative, die u.a. gegen Geruchs- und Lärmbelästigung protestierte. Das Kraftwerk nahm dennoch 2004 seinen Betrieb auf.

Wie sich die Besorgnis der Bevölkerung  und öffentlich geförderte Energiewirtschaft mit dem Prädikat „Nachhaltigkeit“ verträgt, wollten wir selbst erfahren und uns ein eigenes Bild machen.

Nach dem Treffpunkt an der Rasselsteinerstraße 84 ging es auf direktem Wege zum Firmengelände der Firma Flohr, die sich zu Anfangszeiten mit der Altholzentsorgung und als Spedition einen Namen über die Grenzen Neuwieds hinaus gemacht hat. Die Firma Flohr beschäftigt nach eigenen Angaben heute über 150 Mitarbeiter.  Zwei von ihnen erwiesen sich als „alte Bekannte“, die selbst an unserer Schule ihren Abschluss absolvierten und heute im eigenen Familienbetrieb ihre Aufgabe gefunden haben. Als Speditionskaufmann und als Groß- und Außenhandelskaufmann sind sie im Familienbetrieb eingebunden. Die Zwillinge Sebastian und Philipp (Engel) haben ihre Ausbildung im kaufmännischen Bereich abgeschlossen und nahmen sich die Zeit, „ihr Kraftwerk“ persönlich  vorzustellen und uns bei der Führung zu begleiten. Die Führung durch das Kraftwerk selbst übernahmen die Kraftwerkstechniker. Sie managen den 24-Stunden-Betrieb in Schichten und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Auf dem riesigen Holzlagerplatz werden täglich viele LKW-Ladungen „Altholz etc.“ angeliefert und geschreddert, die im 2004 von der Familie Engel mit Landesmitteln geförderten Heizkraftwerk bei Temperaturen von über 850° Celsius verbrannt werden. Die Wärme wird zur Dampferzeugung benötigt, die teilweise als Fernwärme, aber hauptsächlich zur Stromgewinnung genutzt wird. Der erzeugte Strom wird ins Netz eingespeist und als nachhaltig und umweltfreundlich eingestuft.

Eine defekte Pumpe oder die Wartung der Turbine sorgen jedoch hin und wieder für Betriebsausfälle. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit sollte diese Zeit so kurz wie möglich gehalten werden. In Ausnahmefällen kann das Kraftwerk auch mit Gas betrieben werden.

Innerhalb der nächsten 2,5 Stunden wurden die Schüler in 2 Gruppen durch das Kraftwerk geführt, wobei sie von Beginn der Lagerung  des aufbereiteten Holzes in den Bunkern, über die Förderung in den Brennkessel, bis zur Entsorgung der Restasche (fast) alles zu sehen bekamen.

Die Fülle an Informationen und die aufsteigende Wärme im Kraftwerk, die mit jedem der knapp 30 Meter Höhe immer spürbarer wurde, ließ den einen oder anderen (Schüler-) Kopf  „glühen“.  Ein Blick durch eine Luke in die Glut ließ erahnen, dass hier nicht viel Verbrennungsmaterial übrig bleiben kann. Die „Reste“ werden durch spezielle Abscheidungsprozesse aussortiert und der giftige Rauch durch eine spezielle Anlage vor Eintritt in die Atmosphäre so weit wie möglich gefiltert. Hierbei spielt der Stoff „Kalk“ eine entscheidende Rolle.  Vergeblich suchten wir den Kühlturm. Zwar konnten wir den Schornstein und die Abgasanlage sehen, aber wohin ging die Abwärme? Wir wurden aufgeklärt, dass bei dieser Kraftwerksgröße eine Kondensationsanlage mit einem „geschlossenen“ Wasserkreislauf die Lösung ist. Die zahlreichen Edelstahlleitungen und Rohre ließen erahnen, welche Wassermengen im Umlauf sein müssen.

Gut, dass alles dicht ist und der TÜV regelmäßig die Anlage überprüft! Größere Unfälle kamen bisher nicht  vor. Zahlreiche Warnschilder und Kontrollmonitore fielen wiederholt ins Auge. Die Warnung zu Beginn „Bitte nichts anfassen“ erwies sich als ratsam. Auch eine Winterjacke braucht man innerhalb der Anlage nur selten. Hoher Druck, Feuer und Elektrizität sind Gefahrenquellen.

Nach der Begutachtung der verschiedenen Pumpen, Wasserreinigungssysteme und Druckbehälter erreichten wir nun erwartungsvoll das Herzstück des Kraftwerks: Den Maschinenraum mit der  Turbine „Johanna“ und dem damit verbundenen Generator. Am Tag der Inbetriebnahme war der Namenstag von Johanna. So erhielt die Turbine ihren schönen Namen.

Die Gruppe durfte zum Abschluss noch den Kontrollraum mit zahlreichen Kontrollmonitoren und Rechnern besichtigen. Außerdem konnte man Fragen zum Kraftwerk und den Ausbildungsmöglichkeiten stellen. Danach verabschiedeten und bedankten wir uns für die lebendige und sehr informative Führung durch die Kraftwerkstechniker.

Aber eine Frage blieb offen: Ist das Kraftwerk wirklich umweltfreundlich und kann so wirklich eine saubere Energieversorgung der Zukunft aussehen?

Dieser spannenden Frage wollen wir jetzt gemeinsam mit Interesse an unserer Schule nachgehen.

Die WPF Gruppe „TuN“ (Technik und Naturwissenschaften) von Herrn Schäper